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Wissenswertes und Geschichte über Gahma

Gahma, der Ort
Etwa 200 Einwohner zählt der Ort z.Z. mit seinen Ortsteilen Zschachenmühle, Neumühle und Grubersmühle (ohne Gleima). Der Ort selbst liegt auf einer Höhe bei 590 m über NN. Die Ortsteile Zschachenmühle, Neumühle und Grubersmühle hingegen liegen im Sormitztal, unmittelbar an der B 90. Durch Gahma verläuft die Landstraße Leutenberg ­ Lobenstein.

 

Obwohl nachweislich erst im Jahr 1401 urkundlich erwähnt, wird allgemein davon ausgegangen, dass dieses slawische Dorf bereits im 11.Jahrhundert bestand. Die Christianisierung erfolgte später durch Mönche des Saalfelder Benediktinerklosters. Die hier befindliche Wehrkirche (vermutlich im 12. Jahrhundert erbaut) mit Friedhofsmauer steht ebenso unter Denkmalschutz wie auch zwei Umgebinderhäuser im Ort.

 

Geprägt wird der Ort und seine Umgebung vor allem durch die Landwirtschaft. Wo ehemals kleine landwirtschaftliche Betriebe die Äcker bestellten, hat heute eine Agrargenossenschaft die Flächen in der Hand. Aber auch Handwerksbetriebe verschiedenster Prägung haben ihr Domizil in der Gemeinde.

 

Für die Einwohner des kleinen Ortes ist der Fußball die größte Sache der Welt. Seit über 30 Jahren gibt es hier einen Sportverein, der für alle Altersgruppen etwas Sportliches bietet, so z.B. auch eine Gymnastikgruppe.

 

Aber die Traditionen gehen noch weiter zurück. So hat Gahma seit mehr als 100 Jahren eine Freiwillige Feuerwehr und seit 200 Jahren gar eine Feuerspritze. Bis in die heutige Zeit hat sich das Birkenstecken zu Pfingsten für alle unverheirateten jungen Mädchen und das Fastnachtsbetteln der Kinder erhalten.

 

Das Maibaumsetzen am Vorabend des 1. Mai mit anschließendem geselligen Beisammensein am Lagerfeuer, das Pfingstturnier der Fußballer am Pfingstsamstag sowie die Kirmes mit Tanz und Frühshoppen am 2. Novemberwochenende sind Veranstaltungen, die alljährlich durchgeführt werden.

 

Das Gemeindewappen zeigt eine Gruppe von 5 Laubbäumen und darüber einen springenden Hirsch in natürlicher Farbgebung. Die Bäume symbolisieren vor allem den Waldreichtum, der Hirsch soll darstellen, dass Ezzo von Lothringen schon im Jahre 1083 hier jagte.    
 

Geschichte des Ortes
Die Geschichte von Gahma geht bis in das 11. Jahrhundert zurück. Ein Teil dieser über 900-jährigen Geschichte wurde anläßlich der Kircheinweihung der St. Bartholomäuskirche zu Gahma im September 1997 in liebevoller Weise von Pfarrer Samuel Sparsbrod zusammengetragen und in einer Broschüre niedergeschrieben. Pfarrer Sparsbrod bezieht sich dabei auf alte Kirchenbücher, Rechnungen aber auch auf Aussagen gerade der älteren Einwohner von Gahma und der umliegenden Orte.

 

Blick in die St. Bartholomäuskirche zu GahmaDie Broschüre enthält Kopien solcher Rechnungen, Abschriften der Dokumente, welche in der Kugel des Kirchturms aufbewahrt werden, aber auch Tatsachenberichte von Einwohnern aus den letzten Kriegstagen.

 

Im Folgenden sei in vollem Umfang auf diese Broschüre verwiesen. Aber natürlich kann selbst diese Broschüre - vor allem aber die wunderbare Art und Weise, in der Pfarrer Sparsbrod dem Leser Geschichte vermittelt - hier nicht vollständig wiedergegeben werden. Die Wiedergabe beschränkt sich daher auf einige Auszüge, die neugierig auf mehr machen sollen.

 

Dem Interessierten sei geraten, sich ein Exemplar der Broschüre im evangelischen Pfarramt zu Gahma zu besorgen.

 

Für diejenigen, die Interesse an den Eckdaten haben, gibt es am Ende der Broschüre eine Tabelle zu wichtigen Ereignissen.

 

"Gahma, welches in alten Zeiten auch Jahmen geschrieben wurde..." so lauten die ersten Sätze einer alten Chronik...

 

...Die gelehrten Leute nehmen an, dass Gahma so ungefähr 1200 nach Christi Geburt entstanden ist. Aber das heißt nicht, dass es da gegründet wurde. Es kamen einfach unsere Vorfahren aus Franken und haben in einem Ort, der Gahma oder so ähnlich hieß, ihre Häuser gebaut. Die, die vorher dort gewohnt haben, sind entweder vertrieben worden oder weggezogen. Die ganz Wenigen, die dann noch übrig blieben, haben denn ihre Kinder mit den Neuen von dem andern Volk verheiratet. So ist von dem alten Volk, nämlich den Sorben, hier fast nichts übriggeblieben. Aber es gibt sie noch. Wenn du in den Spreewald fährst, kannst du ihnen begegnen. Auch kennst du sicher Spreewälder eingelegte Gurken. Das sind die besten eingelegten Gurken, die du dir denken kannst. Hier bei uns sind nur manche Namen von den Sorben geblieben. So eben der Nahme Gahma.

 

"Gahma, welches in den älteren Zeiten auch Jhamen geschrieben wurde ... - was soll denn das heißen in unserer Sprache? So schwer ist das gar nicht rauszukriegen, wenn du bedenkst, dass die Sorben zur großen Völkerfamilie der Slawen gehören. Die haben eine ganz andere Sprache. Bei manchen Flurnamen kannst du das noch gut hören: z.B. Sormitz, das klingt ja fast wie Sorbenitz; oder Osla, das hieß früher Oslawa. Da siehst Du noch das Wort Slawe drin. Es gibt auch in Thimmendorf die Kranichswiese. Da steht jetzt Wald drauf. Aber Kraniche wirds hier in den hohen Bergen kaum gegeben haben. Deswegen kannst du glauben, dass das Wort Kranich aus der Sprache des alten Volkes der Sorben stammt.

 

Nur dass unsere Vorfahren diese Sprache schlecht konnten. Wenn du aber statt Kranich - Kranic oder Granitz liest, dann hast du das slawische Wort Graniza. Das gibts auch im Granitzberg. Und Graniza heißt auf deutsch Grenze. Die Kranic-Wiese war also die Grenzwiese. So ist das auch mit Gahma. Unsere Vorfahren konnten das "J" nicht sprechen. Und wenn du einen Opa hast, der über 60 Jahre ist, wirst du das auch heute noch merken. Der sagt nämlich nicht Junge, sondern Gunge, nicht Jahr, sondern Gahr, nicht Jäger, sondern Gacher, nicht die von Jena, sondern die Gahnschen. So ist aus Jhama Gahma geworden. Jhama aber heißt auf deutsch Grube, Schacht. In unserer Gegend wurde in alter Zeit nach Silber gegraben. Deswegen heißt der große und kleine Silberberg eben Silberberg. Tatsächlich kannst du dort ganz alte Pingen finden. Das sind mitten im Wald gelegene große Vertiefungen wie Trichter. Aber sei vorsichtig! Denn darunter befinden sich solche alten Schächte, wo man nach Silber gegraben hat. Du siehst also, woher der Name Gahma kommt und wie alles so kommt, dass es eben gekommen ist. Du mußt nur nachdenken. Du erkennst jedenfalls daraus, dass immer schon vorher Menschen da waren, die gegessen, getrunken, gelacht und geweint haben. Die Welt ist für alle da und niemand hat das Recht, so zu tun, als gehöre ihm alles allein. Alles, was du hast, ist dir nur in Pflege übertragen und du sollst es deinen Kindern und Enkeln weitergeben mit Forellen, Frosch, Igel, Feuersalamander und Arnika. Paß gut auf, dass nichts verdirbt. Denn das ist eine große Schuld.

 

Gahma war also ein Dorf der Sorben. Die hatten auch ihr Heiligtum. Ein Heiligtum, das ist eine Stelle, wo was ganz besonderes ist. Da ist einem so feierlich zumute. Vielleicht kennst du eine Stelle im Wald oder einen alten Baum, wo du dich ganz besonders wohl fühlst. Vielleicht warst du allein irgendwo und hast an einer Quelle gemerkt: hier ist alles gut. Solche Stellen sind was Besonderes. An solchen Stellen kann man über sein Leben hinausdenken und manchmal ist es so, als käme da ins Leben eine geheimnisvolle Kraft. Vielleicht haben die Menschen sich an solchen Stellen getroffen und sich alte Geschichten erzählt, Streitigkeiten geschlichtet und die wichtigen Ereignisse des Lebens begangen: Geburt, Hochzeit, Tod, Heilung und Antwort gesucht auf ihre Fragen. So ungefähr kannst du dir das vorstellen. Dann kamen die ersten Christen und haben an solchen Stellen oft eine Kirche gebaut.

 

Sie erzählten den Leuten die Geschichten aus der Bibel, vom Schöpfer, der der gute Vater aller Menschen ist. Sie erzählten von Jesus, der seine Liebe unter den Menschen ausgeteilt hat. Sie zeigten, woher sie Vertrauen, Hoffnung und Vergebung kriegen könnten. In der Kirche versammelten sich nun die Leute und hörten zu, was der Priester ihnen von Gott und Jesus erzählte. Alles Wichtige im Leben wurde in der Kirche begangen: Taufe, Hochzeit, Vergebung und die Bestattung der Toten. So, wie das noch heute ist. Und beim Gebet zum Herrn aller Welt guckten sie über ihr Leben hinaus und es floß ihnen von daher eine geheimnisvolle Kraft zu. So, wie das noch heute ist. Aber beten kannst du überall, überall. So wurde unsere Kirche erbaut mit einer festen Mauer ringsum. Dahinter kannten die Leute mit ihrem Vieh Zuflucht finden, wenn Gefahr drohte. Vor der Mauer war ein tiefer Wallgraben zum Schutz. Du kannst das noch deutlich sehen, wenn du an der großen Esche zum Beetgarten gehst. Das ist der Rest vom Wallgraben. Den andern Teil hat man später zugeschüttet.

 

In den gelehrten Büchern steht, dass um 1200 nach Christus Mönche vom Saalfelder Kloster aus die Pfarrei Gahma gegründet haben. Eine Pfarrei ist ein kirchlicher Versorgungsbezirk. Das Wort Pfarrei kommt aus dem Lateinischen "Parochie" und heißt einfach "Gebiet". Der Parochus ist der Aufseher über die Parochie. Daraus wird denn des Wort "Pfarrer". Woanders nennt man den Pfarrer "Pastor", was auf deutsch einfach "Hirten" heißt. Gahma war hier im Oberland eine der ersten Pfarreien und gehörte zum großen Kirchenbezirk des Erzbistums Mainz und darin wiederum zum Kirchenkreis Remda bei Rudolstadt. Zur Pfarrei Gahma gehörten damals Altengesees mit Lothra, Thimmendorf, Rauschengesees, Ruppersdorf mit Thierbach, Eliasbrunn (Eiligersborn), Wurzbach, Oßla (Oslawa) mit Röttersdorf und wahrscheinlich auch Weitisberga. Dazu gehörten noch vier Mühlen und zwar wie wir im alten Gahmischen Lehnsbuch lesen:

  • die Zschachenmühl,
  • die Reichenbächermühl,
  • die neue Mühl.
  • alle an der Sormitz gelegen, und die Lückenmühl, darbei ein Haus mit seinen zugehörigen Wiesen und Ackern." Vor 1520 gehörte auch Dorfilm mit zur Pfarrei Gahma. Nach und nach wurden rings herum im Oberland Kirchen gebaut und neue Pfarreien eingerichtet....

 

Soweit die Wiedergabe.

Das war nur ein ganz kleiner Auszug von Geschichte der etwas anderen Art. Vielleicht reicht dies aber einen Eindruck zu vermitteln, wie man an das Verständnis vergangener Zeiten in Gahma und Umgebung herangeführt wird.

 

Wie am Anfang bereits erwähnt, besteht die Möglichkeit des Erwerbs einer solchen Broschüre direkt im Gahmaer Pfarramt.


Wir bitten aber um Verständnis, dass diese nur persönlich abgeholt werden kann.

 

Lage des Ortes
Der Ort Gahma ist ein kleines Dorf im Saale-Orla-Kreis am Rande des Thüringer Schiefergebirges. Es liegt ca. 590 m über NN und bietet einen weiten Rundblick über das Thüringer Land.

 

Am schnellsten findet man Gahma auf der Landkarte, wenn man in Osttüringen die beiden Saaletalsperren sucht. Gahma befindet sich unterhalb des Knie's, welches beide miteinander bilden, etwa in der Mitte zwischen Leutenberg und Lobenstein.

 

Für Google-Earth-Nutzer: gahma.kmz

 

Sowohl die Hohenwartetalsperre im Norden als auch die Bleilochtalsperre (das sog. "Thüringer Meer") im Osten sind nur rund 15 km vom Ort entfernt.